Mehmet Eser und der KFC Uerdingen: Ein offizielles Amt im Verein hat er nicht, doch im Hintergrund zieht er die Fäden und hilft dem KFC mit diversen Darlehen. Im Interview mit "Radio Blau-Rot" hat er nun Klartext gesprochen, zu Vorstand, einem Vertrag mit dem KFC, Mietschulden bei der Stadt und Altlasten. Wir haben das in vier Teilen aufgeschrieben:
Teil eins: Herbrand-Deal auf Eis, Eser geht Vorstands-Duo an - "gespürt, wie falsch sie sind"
Teil zwei: Eser enthüllt Verträge und spricht Klartext - werde "keinen Cent mehr verschenken"
Teil drei: Grotenburg-Rauswurf abgewendet, über 40.000 Euro Miete offen, Fantalk angekündigt
Teil vier: Eser über Altlasten, Insolvenz als Option? "Da gehe ich keinen Schritt mit"
Eser hat auch über einen Vertrag gesprochen, den er und M-Soccermanagement mit dem KFC Uerdingen geschlossen haben und der ihm diverse Rechte zusichert. RevierSport liegt dieses Papier, das am Montag, 27. Mai, vereinsseitig von den damaligen Vorständen Sebastian Thißen und Andreas Scholten, sowie von M-Soccermanagement unterschrieben worden ist, vor.
Was Eser sagt und was im Vertrag steht: Laufzeit und Rechte
Eser sagt: "Ich habe einen Catering-, Marketing- und einen sportlichen Vertrag mit dem KFC über die nächsten drei Jahre."
Im Vertrag steht: Der Vertrag beginnt am 1. Juni 2024 und endet am 31. Mai 2027.
- Catering: "M Soccer Management erhält das Recht, das Catering für Rechnung des KFC durchführen zu lassen."
- Marketing: "M Soccer Management stellt sein Netzwerk im Marketing und Merchandising zur Verfügung und erhält das Recht, sämtliche Werbemöglichkeiten, wie z.B. Bandenwerbung, Trikotwerbung, Stadionnamen, mediale Werbung, Trikotwerbung, Stadionnamen, mediale Werbung, Übertragungsrechte etc. und auch alle zukünftigen Werbemöglichkeiten, selber oder durch einen beauftragten Dritten zu vermarkten." - Das gilt für den Abschluss neuer Werbeverträge, nicht für Bestandspartner. Gleichzeitig ist M Soccer Management Exklusivvermarkter des KFC.
Wichtig zu beiden Punkten: Im Vertrag steht jeweils, dass die Einnahmen aus Catering und Vermarktung an den KFC Uerdingen gehen.
- sportlicher Bereich: M-Soccermanagement "erhält das alleinige Recht, die Verträge mit den Trainern und Spieler zu verhandeln und zu bestimmen, mit welchen Trainern und Spielern zu welchen Konditionen Verträge im Rahmen des zur Verfügung stehenden Etats abgeschlossen werden."
Fazit: Alle Aussagen Mehmet Esers sind korrekt.
Was Eser sagt und was im Vertrag steht: Cateringeinnahmen
Eser sagt: "Wenn ich an meine eigene Tasche denken würde, dann würde das Catering aus dem Spiel gegen den MSV Duisburg normalerweise in meine Tasche wandern. Denn ich habe das am Saisonanfang vertraglich übernommen. Bisher sind alle Gelder in den Verein reingegangen. Ich habe nur zugesehen."
und
"Ich sehe es nicht mehr ein, dass diese Herrschaften (Eser meint die Vorstandsmitglieder Peter Kahstein und Dirk Röthig, d. Red) diese Sachen weiter alleine betreiben. Einer im Vorstand ist Jurist. Er soll sich genau durchlesen, was im Vertrag steht und wem das Catering gehört. Ich habe es aber einfach so gelassen. Dem KFC zu Liebe. Das ganze Geld ist in den KFC reingegangen. Wo die Gelder jetzt aber hingehen? Überall nur Fragezeichen."
und
"Wir hatten etliche Freundschaftsspiele. Bei schönem Wetter sind sehr viele Getränke und Essen rausgegangen. Ich habe kein einziges Mal etwas verlangt. Die Liga hat mit dem Lotte-Spiel begonnen. Ich habe kein einziges Mal etwas verlangt."
Im Vertrag steht: "Das Catering ist in der derzeitigen Form unbefriedigend. M-Soccermanagement erhält das Recht, das Catering für Rechnung des KFC durchführen zu lassen.
Die Einnahmen aus dem Catering gehen an den KFC."
Fazit: Diese Aussage ist so, wie Eser sie getätigt hat, schwammig. Auf Basis des Kooperationsvertrages, der zum 1. Juni 2024 in Kraft getreten ist, hat Eser gar keine Wahl, als die Cateringeinnahmen dem KFC zu überlassen. Möglich ist, dass er sich hier unklar ausgedrückt hat. Unklar sind im Vertrag lediglich die Konditionen, zu denen M-Soccermanagement die Catering-Dienste ausführen lassen kann.
Inwiefern Dirk Röthig, der von Eser angesprochene Jurist, dabei hätte mitmischen dürfen, steht auf einem anderen Blatt und lässt sich mit Hilfe dieses Vertrages nicht beurteilen.
Was Eser sagt und was im Vertrag steht: Darlehen über "Summe X"
Eser sagt: "An einem Mittwoch, zwei Tage vor dem Aufstiegsspiel, haben sie eine Summe X gebraucht. Ich habe durch M-Soccermanagement eine Summe X überweisen lassen, weil die Herrschaften dieses Geld gebraucht haben und es ansonsten in Richtung Insolvenz gehen sollte. Das habe ich gemacht. Das wurde vertraglich von den Anwälten festgehalten. Als Sicherheit für diese Summe wurde reingeschrieben, dass M-Soccermanagement, also auch ich, über Catering und das Sportliche entscheiden können."
Im Vertrag steht: "Der KFC hat den Aufstieg in die Regionalliga geschafft, ist aber aufgrund der bestehenden wirtschaftlichen Situation kaum in der Lage, eine für die Regionalliga taugliche Mannschaft zu finanzieren.
Außerdem fehlt dem KFC zur Überbrückung eines Liquiditätsengpasses ein Betrag von 80.000 €. Ein Insolvenzantrag gegen den KFC ist aus formalen Gründen zurückgewiesen worden. (...)
Gleichwohl ist M-Soccermanagement bereit, einen Darlehensgeber zur Überbrückung des Liquiditätsengpasses zu beschaffen und Trainer und Spieler zu akquirieren, die für die Regionalliga tauglich sind."
Die genauen Wortlaute zu Catering, Marketing und sportlichem Aspekt finden sich weiter oben im Text.
Fazit: Der von Mehmet Eser als "Summe X" genannte Geldbetrag liegt laut Vertrag bei 80.000 Euro. Die Rechte an Catering, Marketing und Teilhabe im sportlichen Bereich sind vertraglich verankert. Die Entscheidungsgewalt liegt bei M-Soccermanagement.
Unter dem Strich sind die Aussagen Mehmet Esers durch den Vertrag gedeckt. Lediglich in Bezug auf Geld, das er verlangen kann, lassen Esers Aussagen und der Vertrag Interpretationsspielraum. Aus dem Vertrag lässt sich herauslesen, dass es vor allem darum geht, dass Eser die Kontrolle hat. Im sportlichen Bereich (Transfers von Spielern und Trainern) und bei Marketing und Catering kann keine Entscheidung ohne Esers Zustimmung getroffen werden.
Es sind keinerlei Zahlungsziele, etwa für das Darlehen über 80.000 Euro, formuliert. Auch, ob und inwiefern Eser und M-Soccermanagement persönlich oder durch Provisionen von Abschlüssen profitieren, oder auch nicht, ist in diesem Vertrag nicht geregelt.